Jesuit Volunteer Luis Lütkehellweg

im Jahrgang 2019/20 in Darjeeling, Indien

Einfach leben und begegnen

Natürlich lebe ich hier in Indien nicht den Lebensstandard, den ich bis vor vier Monaten gewohnt war. Ich lebe einen, wie man es bei den Jesuit Volunteers nennt, einfachen Lebensstil.
Es fängt morgens beim Duschen an, geht über das Anziehen, Essen und Fortbewegen bis in die Nacht beim Schlafen.

Duschen, Essen, Schlafen – nur einige der Bereiche, in denen man den einfachen Lebensstil merkt

Aber der Reihe nach…
Wir bekommen unser Wasser aus einer Quelle und haben damit zwar laufendes, jedoch nur kaltes Wasser und das merkt man, vor allem je mehr der Winter kommt, schon. Wir könnten einen Heizstab kaufen, aber leider sind die Kabel zu schlecht, als dass sie so viel aushalten würden, denn die Arbeiter, die ein neues Schulgebäude bauen, nutzen auch unseren Strom. Deswegen müssen wir leider mit der einer Erfrischung vorlieb nehmen, aber so wird man auch wenigstens richtig wach!

Da ich mit der Hand waschen müsste (in der Praxis habe ich, als ich das letzte Mal in Kalimpong war, meine Monatswäsche dort gemacht) und das absolut gar nicht mag, bin ich mittlerweile sehr sparsam mit meinen Klamotten. Ein T-Shirt kann man schliesslich, vor allem wenn man nicht schwitzt, problemlos eine Woche als Unterziehshirt anziehen 🙂

Auch beim Essen ist es einfacher als ich es gewohnt war, was sich vor allem an der Varietät bemerkbar macht. Es ist nicht unüblich, dass es zwei mal am Tag das selbe gibt und viel Fleisch esse ich hier auch nicht. Wenn es denn doch Fleisch gibt, dann wieder üblicherweise für zwei Tage in Folge, denn es würde sonst schließlich schlecht.

Auch wenn es mehr Arbeit ist – meist schmeckt das Essen besser über dem Feuer gekocht

Dass das Essen nicht so abwechslungsreich ist, wie ich das gewohnt war, liegt aber vor allem an meiner geografischen Lage – knapp 2h entfernt von der nächsten größeren Stadt und eine Stunde von der nächsten Hauptstraße entfernt, werden die Shops hier nur mit Dingen beliefert, die man zum Leben braucht, aber nicht selbst anbauen kann. Das ganze Gemüse und Obst ist saisonal und regional.

Diese Lage ist auch der Grund, wieso ich hier nicht sehr mobil bin. Täglich fahren ein Taxi nach Kurseong, eins nach Kalimpong und eins nach Siliguri. Allerdings fahren diese morgens früh los und kommen Abends wieder. Fahren wann man will, ist also nicht.
Mein Zimmer ist nicht wirklich groß, es besteht aus zwei Betten, von denen ich eins als Schrank benutze. Die Betten haben allerdings weder Lattenrost, noch richtige Matratze, sondern eher eine Art Gartenstuhlpolster.

Schöne Aussicht. Es lässt sich aber auch die Straße erkennen, auf der es nicht so viel Spaß macht, sich fortzubewegen

Aber was soll ich sagen? Ich bin glücklich hier und mit diesem Leben und merke, wie viele Dinge ich doch in Deutschland hatte, die ich einfach so hingenommen habe und nicht geschätzt habe. Einfach zu leben, bzw. auf einem Niveau zu leben, wie man hier in Sittong eben lebt, heißt nicht nur verzichten, sondern auch zu begegnen.

„DEr Mensch lebt nicht vom Brot allein“ – begründet Father Henry gerne, wieso er zugenommen habe seit er hier ist

Father Henry betont immer, dass Priester hier normalerweise auf einem anderen Niveau leben, als wir es tun, aber dass er das Geld, das man dafür ausgeben könnte, lieber in die Schule steckt. Und das ist aus meiner Sicht auch deutlich wichtiger, denn dieser Lebensstil bedeutet auch immer Begegnung. Begegnung mit anderen Priestern, die auch einem anderen Niveau leben, aber vor allem auch mit den Menschen aus dem Dorf, die auf dem gleichen Niveau leben, wie wir es tun. Und damit auch eine Begegnung mit Christus, den man bekanntlich ja auch schnell vergisst, wenn man in Hülle und Fülle lebt.

Und vor allem diese Begegnungen und ein Hinterfragen von Konsum, das Konzentrieren auf das Wesentliche, haben dazu geführt, dass ich zwar einfacher lebe, aber keinesfalls an Lebensqualität eingebußt habe, seit ich hier bin – vielleicht sogar im Gegenteil….


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