Jesuit Volunteer Luis Lütkehellweg

im Jahrgang 2019/20 in Darjeeling, Indien

Die Infant Jesus School und was ich den ganzen Tag über eigentlich so mache

Mehr als zweieinhalb Monate bin ich jetzt in Indien, mehr als zwei davon in Sittong, dem Ort, an dem ich seitdem auch arbeite. Höchste Zeit von dem zu berichten, was wohl die meiste Zeit dieses Jahres in Indien einnehmen wird, die Arbeit in meiner Einsatzstelle.

Ich bin der erste Volunteer in dieser noch jungen Mission der Jesuiten

Meine Einsatzstelle ist die „Infant Jesus School“, eine kleine Grundschule mit 62 Schülerinnen und Schülern, sowie wie inklusive mir jetzt 8 Lehrerinnen und Lehrern, die erst Anfang letzten Jahres aus den Händen der Diözese in die Hände der Jesuiten gefallen ist.

Mittagessen
Das Mittagessen, was es erst seit letztem Jahr gibt, schmeckt!

Seitdem hat sich viel getan. Die Schule wurde renoviert, es gibt neue Schuluniformen, es wurde ein warmes Mittagessen für die Schülerinnen und Schüler etabliert, die Anzahl der Schüler ist um die Hälfte gestiegen. Und das sind nur die größten Erfolge.
An dieser Schule unterrichte ich jetzt täglich Englisch in der zweiten und dritten Klasse, sowie zwei Tage die Woche Allgemeinwissen und an zwei anderen Tagen eine Art christlich basierten Moralunterricht, schwer zu beschreiben…

Unterricht by Luis

Der Englischunterricht ist in Englisch Leseverstehen und Grammatik aufgeteilt, ich unterrichte jedoch nur ersteres, dafür zusätzlich in der dritten Klasse Spoken English.
Die Schüler haben Schulbücher, in denen neben typischen indischen Geschichten auch einfacher umgeschriebene Teile aus den „Abenteuern des Tom Sawyer“ stehen. Zu diesen Geschichten gilt es dann immer Fragen zu beantworten, wobei sich die Schüler vor allem mit Fragewörtern schwer tun. Leider wurden ihnen nämlich vorher die Antworten vorgesagt, sodass sie sie dann für die Klassenarbeit auswendig lernen können. Eine Methode die sich eigentlich durch alle Fächer zieht.

Klasse drei
Ein Blick in Klasse drei – nur Unterricht bei Karma Sir statt bei mir

Spoken English ist da ein bisschen freier, was den Unterrichtsstoff angeht, denn es gibt kein Buch. Hier probiere ich eigentlich alles, um die Kinder zum Sprechen zu bringen, von der geliebten Kugellagermethode bis zu „Wer bin ich?“ Und Theaterspielen war schon vieles dabei. Das Schwierigste ist allerdings nicht, sie zum Sprechen zu bringen, sondern sie über das Sprechen zu lassen, über das sie sprechen sollen. Die Klasse drei ist nämlich unter allen Lehrern berüchtigt dafür, sehr laut zu sein 🙂 . Außerdem übersteigen die Englischkenntnisse der Schüler, sowohl in der zweiten als auch in der dritten Klasse, die, die ich in dem Alter gehabt habe. Das ist wohl vor allem die geschuldet, dass an der Schule alle Fächer mit Ausnahme von Nepali auf Englisch unterrichtet werden. Und das nicht erst ab der ersten Klasse, sondern schon in der Vorschule.

Klasse zwei

Auch für das Unterrichtsfach Allgemeinwissen gibt es kein Buch. Das ist da doch ein bisschen problematischer, denn was ist Allgemeinwissen und welches habe ich, welches sollten allerdings indische Kinder haben? Ich habe mich jetzt mit ihnen darauf verständigt, dass wir am Anfang der Stunde immer die „BBC One Minute World News“ des Tages schauen und dann darüber sprechen, weiß ich doch selbst viel zu wenig über indische Politik und Personen in leitenden Ämtern des Staates und der Religionen.

Mathe Nachhilfe – Wohl nicht zuletzt wegen NIls Weinberg der Lieblingsteil des TAges

Am späteren Nachmittag gibt es dann üblicherweise den Lieblingsteil meines Tages: Mathe! Und zwar kein Grund-, sondern Highschoolmathe. Dann kommen nämlich seit kurzem auch Schüler einer staatlichen Highschool zu Hausaufgabenbetreuung und nachdem herauskam, das ich an Mathe sehr interessiert bin, gebe ich quasi Mathenachhilfe, vor allem für einen Zehntklässler, der im Februar seine Abschlussprüfung hat. Mir wird immer gesagt, dass alle, zumindest die meisten, Nepalis ein Problem mit Mathe haben. Da es bei den Highschoolschülern schon am Satz des Pythagoras oder am Lösen von Gleichungen scheitert, konnte ich das bisher leider nicht widerlegen. Wahrscheinlich ist diese Rechtfertigung aber auch der Hauptgrund für das Problem. Ein weiteres ist allerdings, das man auch Matheprüfungen mit Auswendiglernen bestehen kann, da üblicherweise die Aufgaben aus dem Buch abgefragt werden.

Ob ich ein echter Lehrer bin, wurde ich schon oft aus der Heimat gefragt. Die Antwort: Ja, eigentlich schon. Trotz meines jungen Alters bin ich weder der jüngste, noch der unqualifizierteste im Kollegium, kann man hier doch schon ein Grundschullehrer nach dem Abschluss der zehnten Klasse und einem vierwöchigen Training werden. Deswegen habe ich mittlerweile auch kein schlechtes Gefühl mehr, mein Alter zu nennen, wenn ich danach gefragt werde.

Pre KG
Zum Glück nicht meine Schüler, aber um den Niedlichkeitsfaktor des Eintrags zu steigern…

Mir macht die Arbeit sehr sehr viel Spaß, ich bin froh, an diesen Ort mit dieser Arbeit gesendet worden zu sein, auch, wenn ich mich in Zukunft nicht als Lehrer, und schon gar nicht als Grundschullehrer sehe.

Die Bilder entstanden übrigens an einem Freitag, das ist der Grund wieso nicht die normale Uniform, sondern das „Housedress“ getragen wird.


Bleibe auf dem Laufenden!#

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